Technik

RC Technik erklärt: Wie ist das mit dem FLEX?

Eine sehr interessante, und auch wichtige Thematik beim Abstimmen eures 1:10 RC Onroad Fahrzeuges (Tourenwagen, Fronti) auf die Rennstrecke ist der Flex des gesamten Fahrzeuges. Dieses Thema ist eigentlich recht einfach zu behandeln, aber bei den heute sehr modernen und filigranen RC Fahrzeugen ist es gleichzeitig auch eine Wissenschaft für sich!

Was bedeutet FLEX überhaupt?

Wer jetzt an die gute alte Flex aus der Garage denk ist schonmal auf dem Holzweg 😊 Aber nun mal Spaß bei Seite: Im RC Car Bereich spricht man beim Thema Flex über die Verwindungssteifigkeit des Fahrzeuges. Immer wenn ihr mit eurem Rennwagen auf der Strecke fahrt, wirken enorme Kräfte auf das Material. So werden z.B. bei jeder Kurvenfahrt die Fliehkräfte über die Reifen in die Aufhängung, die Stoßdämpfer und das restliche Material eures Autos weitergegeben. Durch diese Kräfte, die natürlich auch beim Gas geben und Bremsen auftreten, verwindet sich das Fahrzeug.
Je nachdem wie hart oder weich das ganze Auto nun ist, verwindet es sich mehr oder weniger. Dieses ganze Thema wird in der RC Car Sprache schlicht und einfach als „Flex“ bezeichnet. Oft sagen die Fahrer auch: „Ich mache mein Chassis mal weicher“, oder „Ich baue mir ein härteres Chassis ein“. Im Endeffekt geht es dabei immer um die Steifigkeit des Fahrzeuges, wenn es auf der Strecke fährt.

Wie kann ich die Flex Eigenschaften meines Fahrzeuges verändern?

Jetzt gehen wir etwas mehr ins Detail. Natürlich sind nicht alle ferngesteuerten Onroad RC Fahrzeuge gleich konstruiert, aber die meisten modernen Tourenwagen und FWD Autos ähneln sich in ihren Grundlegenden Strukturen doch sehr.
Die Flex Charakteristik eures Modellautos könnt ihr auf vielen verschiedenen Wegen beeinflussen. Es lohnt sich auf jeden Fall mit diesen verschiedenen Setup Möglichkeiten zu experimentieren, da man Änderungen am Flex des RC Cars meist auch sehr gut beim Fahren spüren kann. Veränderungen am Flex des Fahrzeuges könnt ihr meist sehr schnell vornehmen (Chassis Wechsel ausgenommen 😊), und ihr könnt damit sehr schnell das Fahrverhalten verändern und auch mal größere Setup Probleme in den Griff bekommen bzw. abmildern!

Topdecks, Chassisplatte, Streben, Schrauben – was zuerst, und was überhaupt?

Wie bereits erwähnt gehen wir jetzt ins Detail 😊. Wir schauen uns mal an, welche Möglichkeiten ihr habt, um euer Auto härter oder weicher zu machen, und welcher Aufwand dahintersteckt! Natürlich sind all diese Informationen und Tipps nicht auf jedes Fahrzeug und jede Rennstrecke übertragbar. Wie immer im Rennsport gilt auch hier: Probieren geht über studieren. Also nutzt die Chance, wann immer ihr am Fahren seid, und probiert verschiedenen Flex Einstellungen aus – es lohnt sich!

Chassis

Das aufwendigste zuerst! Der Wechsel der Chassisplatte ist natürlich mit dem größten Aufwand verbunden. Ihr müsst euer RC Car komplett zerlegen, und inkl. Elektronik auf der anderen Chassisplatte wieder aufbauen. Das geht nicht in 10 Minuten, wie z.B. der Wechsel eines Topdecks. Trotzdem ist der Wechsel des Chassis die größtmögliche Veränderung am Fahrzeug – schließlich ist das Chassis das Herzstück des Fahrzeuges und alles baut auf dem Chassis auf. Und mit etwas Übung geht auch ein Chassis Wechsel irgendwann schneller von der Hand.
Auf großen Rennveranstaltungen, mit viel Zeit zwischen den Rennläufen, kann man solch einen Wechsel gut hinbekommen. An einem normalen Rennsonntag solltet ihr aber lieber die Finger davonlassen. Im Bereich der ferngesteuerten Wettbewerbs RC Cars gibt es zwei grundlegend verschiedene Chassis Varianten – Kohlefaser und Aluminium.

Aluminiumchassis – die Alternative für High Grip!

Ein Aluminiumchassis kommt meist in der Halle, auf Teppich Rennstrecken zum Einsatz. Die Aluminiumvariante unterscheidet sich vom vom Kohlefaserchassis in mehreren entscheidenden Punkten: Das Chassis ist steifer (bedingt durch das härtere Aluminium), es ist schwerer (bringt niedrigeren Schwerpunkt mit sich) und es hat ein doch sehr unterschiedliches Fahrverhalten.
Der Vorteil eines Aluminiumchassis kommt immer dann zum Tragen, wenn man auf Rennstrecken mit extrem viel Griff unterwegs ist. Hier hilft die höhere Steifigkeit (weniger Flex) der schicken Aluplatte dabei, das Auto einfacher zu fahren zu machen. Das Auto verwindet sich weniger, und hat die Tendenz mehr zu rollen. Das hilft auf diesen „High Grip“ Strecken enorm, und kann ein großer Vorteil gegenüber einem klassischen Kohlefaserchassis sein. Also wann immer eine Hallensaison ansteht – ein Aluchassis ist stets eine großartige Alternative, die ihr auf jeden Fall testen solltet!

Aber auch dieses Chassis ist nicht überall geeignet. Auf rutschigen Strecken ist es auf Grund der hohen Steifigkeit meist ungeeignet (schwerer zu fahren). Bei einem härteren Crash, nach dem ein Kohlefaser Chassis oft noch gerade ist, kann die schöne Aluplatte auch für immer Krumm sein! Aber wie immer im Rennsport gilt auch hier: No Risk – No Fun!
Die Aluminiumchassis sind in den meisten Fällen 2,0mm dick, und sind ebenfalls in unterschiedlichen Designs und Steifigkeiten erhältlich. Es gibt also auch nochmals härtere und weichere Aluchassis – wäre sonst ja auch zu einfach 😊.

Grundsätzliche Eigenschaften eines Aluminiumchassis:

  • Alternatives Chassis für nahezu alle 1:10 Onroad Fahrzeuge
  • Perfekt für Indoor Racing auf Strecken mit sehr viel Griff (Teppich)
  • Auch auf Asphalt verwendbar (wenn der Griff extremhoch ist – sehr selten)
  • Chassis kann sich bei einem unglücklichen Crash komplett verziehen
  • Gutmütigeres Fahrverhalten auf Strecken mit sehr viel Griff
  • Weniger Flex als ein Kohlefaser Chassis
  • Niedriger Schwerpunkt durch höheres Gewicht des Chassis
  • Viele Designvarianten und Tuning Chassis erhältlich

Kohlefaserchassis – der Klassiker!

Das Kohlefaserchassis ist die weichere Variante. Kohlefaser ist immer bis zu einem gewissen Grad flexibel, und in den meisten Baukästen Standardmäßig enthalten. Mit einem Kohlefaserchassis kann man bestens auf Asphaltrennstrecken fahren (erste Wahl), aber auch auf Teppichboden (Indoor) ist ein Kohlefaser Chassis mit dem richtigen Setup schnell. Ein weiterer Vorteil eines Kohlefaserchassis ist, dass es sich bei leichten Unfällen nicht verzieht (kann bei Aluminium eher mal passieren). Alles in allem ist das Kohlefaser Chassis also DAS Allround-Chassis im Bereich der ferngesteuerten 1:10 Onroad Modellfahrzeuge!
Für viele Wettbewerbsmodele gibt es verschiedene Kohlefaserchassis zur Auswahl. Neben dem Originalen Chassis gibt es sehr oft noch flexiblere (weichere) und auch härtere Varianten zur Auswahl. Fast alle Chassis sind 2,2mm dick, aber die Form und die verschiedenen Ausschnitte sorgen dann für ein unterschiedliches Flexverhalten. Ein Chassis ist ein eher kostspieliges Bauteil, daher MUSS man auch nicht 5 verschiedenen Platten ausprobieren. Wenn man aber einmal mit einem Chassis experimentieren möchte, so ist es auf jeden Fall eine sehr spannende Setup Alternative für euer Fahrzeug.

Grundsätzliche Eigenschaften eines Kohlefaserchassis:

  • Allround Chassis für alle 1:10 Onroad Fahrzeuge
  • Perfekt für Outdoor Racing auf Asphalt
  • Auch Indoor auf Teppichboden verwendbar
  • Crash resistent durch natürlichen Flex
  • Gutmütiges Fahrverhalten, besonders bei wenig Griff
  • Mehr Flex als ein Aluminiumchassis
  • Edle Kohlefaser Optik
  • Viele Designvarianten und Tuning Chassis erhältlich
  • Tendiert auf High Grip Strecken eher zum „Kippen”

Topdeck

Das Topdeck (manchmal auch Oberdeck genannt) verbindet die vorderen und hinteren Bulkheads miteinander. Es sorgt dadurch für eine gewisse Grundstabilität der kompletten Fahrzeugkonstruktion. Durch die Form, die Materialstärke, und auch die Befestigungspunkte nimmt auch das Topdeck einen Einfluss auf den gesamten Flex eures Fahrzeuges. Das gute am Topdeck: Ihr könnt es meist sehr schnell und einfach wechseln und damit sehr schnell das Fahrverhalten des Autos verändern.
Tipp:
„Es ist sehr wichtig, dass ihr euer Chassis beim Festschrauben des Topdecks auf einer geraden Platte liegen habt (Setup Board). Das Fahrzeug muss danach immer noch gerade sein und darf nicht krumm oder leicht verzogen auf der Platte liegen.“

Hier ein paar Fakten zum Thema Topdeck und den vielen verschiedenen Varianten die es am Markt gibt!

Einteilige Topdecks:

  • Ein normales, einteiliges Topdeck (meist 2,0mm dick) ist immer eine gute Basis
  • Ein dünneres (meist 1,6mm) Topdeck macht das Auto weicher (mehr Flex) was euch besonders auf Strecken mit wenig Griff helfen kann. Dünne Topdecks werden aber auch gerne in Kombination mit einem harten Aluchassis in der Halle eingesetzt, um das Auto insgesamt nicht zu hart zu fahren.
  • Die Topdecks werden immer mit jeweils 4 Schrauben an den vorderen und mit 4 weiteren Schrauben an den hinteren Bulkheads befestigt. Das ist das Standard-Setting. Damit flext das Topdeck sehr linear und gleichmäßig über die komplette Längsachse des Autos.
  • Fast alle Topdecks verfügen noch über die Möglichkeit, es an einem oder mehreren Punkten noch mit dem Motorhalter zu verschrauben. Das verändert den Flexpunkt von vorne nach hinten und stabilisiert das Fahrzeug auch beim Beschleunigen und Bremsen (es verzieht sich weniger in diese jeweiligen Richtungen).
  • Man kann ebenfalls das Topdeck nur mit jeweils 2 Schrauben vorne und hinten befestigen (die Löcher zur Fahrzeugmitte dann ohne Schrauben lassen). Durch den Einsatz von insgesamt nur 4 Schrauben wird die Flex Achse nochmals verlängert und das Auto noch etwas flexibler.
  • Viele Hersteller haben ihre Topdecks so konzipiert, dass sie in einigen Sektionen noch durch kleine Verstrebungen versteift sind. Diese kann man bei Bedarf mit einem Dremel auch entfernen, um noch etwas mehr Flex zu generieren!

Zweiteilige Topdecks:

  • Auch hier spricht man bei einem 2,0mm dicken Topdeck vom Standard
  • Wie bei den einteiligen Topdecks gibt es aber auch hier dünnere Versionen, die auch hier den gleichen Effekt haben. Je dünner desto flexibler!
  • Bei Zweiteiligen Topdecks werden ebenfalls immer 4 Schrauben vorne und hinten an den Bulkheads verwendet.
  • Jedes der beiden Topdeck Teile wird dann mit mindestens einer Schraube direkt mit dem Motorhalter verbunden. Damit ist beim Einsatz eines zweiteiligen Topdecks der Flexpunkt des Fahrzeuges immer anders als bei einem einteiligen. Dies ist auch der größte Unterschied zwischen diesen beiden Topdeck Varianten. Mit einem zweiteiligen Topdeck fühlt sich das Auto beim Verwinden (flexen) immer etwas steifer an als mit einem einteiligen Topdeck.
  • Zweiteilige Topdecks lassen sich natürlich sehr einfach in verschiedenen Versionen miteinander kombinieren. Ihr könnt also ganz einfach ein dickeres oder dünneres, ein breiteres oder schmäleres Topdeck vorne und hinten verbauen und testen, wie es sich auf der Strecke anfühlt. Es bieten sich euch dabei sehr viele verschiedene Möglichkeiten!

Motorhalter

Auch der Motorhalter aus Aluminium wird verwendet, um einen gewissen Einfluss auf das Fahrverhalten eures Fahrzeuges zu nehmen. Wie geht das fragt ihr euch? Nun, die meisten modernen Fahrzeuge sind heute mit einem sogenannten Mittelmotor ausgestattet. Dabei sitzt nun aber der Motor gar nicht genau in der Mitte, vielmehr ist es die Mittelantriebsachse die mittig platziert ist. Dadurch können 2 gleich lange Riemen verwendet werden was den Antrieb linearer und effizienter macht – aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden 😊

Der Motorhalter verfügt in den meisten Fällen über 4-6 Schrauben (meistens sind es 5), mit denen man ihn auf dem Chassis des ferngesteuerten Modellautos festschraubt. Hier ist es dann ganz einfach erklärt: Je mehr schrauben man nutzt, umso steifer wird die Sektion des Chassis rund um den Motorhalter. Gerade beim Durchfahren von Kurven, wenn das Chassis sich am meisten verwindet, spürt man diese Unterschiede enorm. Es lohnt sich also sehr, mit den verschiedenen Anschraubpunkten an eurem Motorhalter zu experimentieren. Am besten einfach einen Freund bitten, mit einem Innensechskantschlüssel mal an der Strecke parat zu stehen, wenn ihr trainiert. Wenn ihr dann alle paar Runden anhaltet und euch die Schrauben verändern lasst, könnt ihr sehr schnell spüren was passiert, und was sich gut anfühlt und was nicht!

Generell kann man zum Thema Motormount und Flex sagen:

Alle Schrauben verwendet:
Maximale Steifigkeit, meist zu empfehlen bei sehr hohem Griff, wenn das ganze Auto wenig Flex haben sollte.

Weniger Schrauben (2-3):
Mehr Flex, einfacher zu fahren auf Strecken mit wenig Griff, Fahrzeug kann sich besser verwinden

Verwendung der vorderen Schrauben am Motorhalter:
Etwas mehr Lenkung, hinterer Bereich des Fahrzeugs flext mehr, evtl. weniger stabil beim Beschleunigen – jedoch sehr Strecken- und Fahrstilabhängig

Verwendung der hinteren Schrauben am Motorhalter:
Mehr Stabilität beim Beschleunigen, mehr Flex im vorderen Bereich des Fahrzeuges, evtl. etwas weniger Agilität beim einlenken– jedoch sehr Strecken- und Fahrstilabhängig

Tipp:
„Testet einfach alle Flex Optionen, die euch der Motorhalter bietet. Es ist ein Bauteil, das ihr sowieso im Auto habt, und nicht dazukaufen müsst. Die Unterschiede sind manchmal sehr faszinierend und könne aus einem guten Auto ein sehr gutes Auto auf der Rennstrecke machen.“

Weitere Flex Optionen

Neben den drei Hauptkomponenten Chassis, Topdeck und Motorhalter gibt es noch weitere Möglichkeiten, den Flex etwas zu beeinflussen. So gibt es z.B. den sogenannten Backbone oder T-Bond Kohlefaserstrebe, die man bei vielen Autos im Bereich hinter dem Motorhalter befestigen kann um den Flex dort punktuell zu beeinflussen!
Auch für die beiden Lenkungspfosten bieten viele Hersteller kleine Kohlefaserteile an, um die Sektion rund um die Lenkung steifer zu machen.

Fazit

Was haben wir nun gelernt? Tja eine gute Frage! Erst einmal ist euch sicher noch einmal bewusst geworden, wie viele verschiedene Möglichkeiten es gibt. Ja, und es sind wirklich sehr viele.
Wir haben hier auch bewusst keine Übersicht erstellt, wann man sein Auto evtl. härter (weniger Flex) oder weicher (mehr Flex) fahren sollte. Dies ist auch in der heutigen Zeit nicht möglich. Es sind einfach zu viele Faktoren, die sich von Strecke zu Strecke, oder auch von Fahrzeug zu Fahrzeug doch sehr unterscheiden.

Viele Dinge wie das Fabrikat der Reifen, die Beschaffenheit des Asphaltes oder die Griffigkeit des Teppichs sowie auch das restliche Setup spielen nach wie vor eine sehr große Rolle. Jedoch kann man mit dem Flex des Fahrzeuges großartige Veränderungen am Fahrzeug vornehmen die sich dann auch auf jeden Fall in den Rundenzeiten widerspiegeln werden. Man kann diese Veränderungen auch meist beim Fahren sehr gut spüren, wo man ja bei manch anderer Setup Änderung oft gar nicht sicher ist, ob man überhaupt etwas merkt!  

Ich wünsche euch an dieser Stelle viel Spaß beim Ausprobieren der vielen Flex Optionen auf der Rennstrecke!

Euer ToniSport Newsfeed Experte!

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